Hier: Standpunkt im Nordbayerischen Kurier vom 5./6.7.25
Sehr geehrte Frau Schmittgall,
In Ihrem Standpunkt ist Ihnen vermutlich unbemerkt ein kleiner Fehler unterlaufen: Termindruck in der Arbeit ist nicht dasselbe wie unangekündigte Tests. Termindruck stammt (hoffentlich) nicht vom Chef, um Ihnen als Angestellter Beine zu machen, sondern vom Liefer-, bzw. in Ihrem Fall, vom Erscheinungstermin des NK. Unangekündigter Test würde bedeuten, dass Ihr Chef an einem x-beliebigen Tag zu Ihnen hereinschneit, sich direkt hinter Sie stellt und 45 Minuten lang Ihnen über die Schulter schaut. Um es spannend wie in der Schule zu machen: von seiner Meinung nach der Beobachtungsphase hängt dann die Höhe Ihrer Gehaltskürzung ab (Übertrittsnote, Abi-Schnitt, Note im Bewerbungszeugnis u.Ä.) bzw. im schlimmsten Fall die Kündigung (Durchfallen). Fänden Sie das erstrebenswert? Achtung, was Sie antworten: Ihr Chef liest mit.
Und wann und wo bitte schön lernt man das selbstständige Arbeiten, wenn Sie und das Ministerium der Meinung sind, dass man Kinder die ganze Schulzeit über in den Hintern treten muss, damit sie überhaupt etwas tun? Ihr Chef tut das nicht dauernd, er erwartet Selbständigkeit. Dafür muss Schule vorbereiten, denn das ist das Arbeitsleben im 21. Jahrhundert.
Walter M. Wagner Arbeitsgemeinschaft für Bildung der SPD, Bezirk Oberfranken